Wenn der Kanton die Stadtpolitik führen muss

Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) hat die Reitschüler auf ihrem Vorplatz zur Ruhe verdonnert. Er macht dafür Lärmklagen von Anwohnern geltend. Dabei bezieht er sich, wie seine Aufgabe dies verlangt, auf das kantonale Baureglement. Andere Regulierungen gibt es nicht, auch nicht von Seiten der Stadt.

 

Nun geht es hier aber nicht um irgendeine Dorfbeiz, die lautstarke Konzerte in einer Wohnzone veranstaltet, sondern um den wichtigsten und populärsten Kulturbetrieb der Stadt Bern. Der Vorplatz ist ein beliebter sozialer Treffpunkt für die jungen der Stadt und der umliegenden Gemeinden. Wem das kommerziel orientierte Angebot der Aarbergergasse und der angrenzenden Altstadt zu bürgerlich daherkommt, der findet hier eine angenehme und kreative Alternative.

 

Die Reithalle gehört zu Bern, wie deren Ungehorsam zur Reithalle gehört. Die Berner haben sich insgesamt 5 mal hinter sie gestellt. Die Schuld liegt beim Gemeinderat: Wenn die Stadtregierung endlich klar sagen würde, wo in der Stadt gelebt und gefeiert werden darf, müsste nicht der Regierungsstatthalter mit kantonalem Recht Stadtpolitik betreiben.

 

Interessant ist, dass hier kommerzielle Anbieter in der Aarbergergasse, wie auch die autonome Kultur der Reithalle dasselbe Problem haben: ein fehlendes Bekenntnis der Stadtregierung zu seiner Ausgehkultur. Dabei wäre es die einfachste Lösung, man würde dort dafür eine Zone definierenb, wo das Ausgehleben schon jetzt pocht: in der oberen/nördlichen Altstadt. Eine Ausgehmeile von Aarbergergasse über Speichergasse, Bollwerk, und Schützenmatte bis zur Reitschule/ISC. 

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